Neujahrskonzert 06. Januar 2019

Neujahrskonzert des Musikvereins mit einer satirischen Unterbrechung – Orchester begeistert mit großer Klangfülle.

Das Konzert zum neuen Jahr mit dem großen Orchester des Musikvereins Mühlacker am 6. Januar ist für viele Mühlackerer eine liebgewonnene Tradition. Rund 360 Musikfreunde füllten den Saal im Uhlandbau.

Zum dritten Mal schon mussten die Musiker sich mit der Enge auf der Bühne arrangieren. Denn der Mühlehof mit seinem Gottlob-Frick-Saal ist nun endgültig Vergangenheit. Noch vor der Rede von Oberbürgermeister Frank Schneider (MT berichtete am Montag) hatte Musikdirektor Horst Bartmann zum Taktstock gegriffen. Als musikalische Begrüßung erklang der Konzertmarsch „Arsenal“ und ließ bereits nach wenigen Takten ahnen, welch hohes Bläserniveau die Gäste erwarten durften.

Moderator Manfred Teply, zugleich auch Klarinettist, wurde erneut seiner nun schon seit langen Jahren gewohnten Doppelrolle gerecht und führte souverän durch das Programm. Dazu gehörte auch die Ouvertüre „Leichte Kavallerie“ von Franz von Suppe. Gespickt mit technischen Raffinessen quer durch alle Stimmlagen, häufigen Taktwechsel, zart tönenden Klarinettensoli, getragen von weitgespannten Klangbögen, sah man die Kavallerie immer flotter davontraben. Doch plötzlich wurde das Musikprogramm unerwartet unterbrochen.

Plötzlich erschien ein im weißen Kittel gekleideter Störenfried, bewaffnet mit Maßstab und Notizblock und begann die Bühne zu vermessen. Teply, gerade bereit zu seiner nächsten Ansage, fragte unwirsch, wer der Weißkittel denn sei und was er hier zu suchen habe. „Architekt Franz Nawratil aus Wien“, stellte sich der ältere Herr vor. Er habe gehört, Mühlacker brauche eine neue Stadthalle und könne mit Rat und Tat zu Seite stehen.

Mit spitzer Zunge listete er vielfache Versäumnisse der Verwaltung in Sachen Mühlehof auf, machte der Prominenz in der ersten Reihe klar, was die Stadt brauche, um in Sachen Kultur in der Region überhaupt mitreden zu können, welche Verpflichtungen das Attribut „Große Kreisstadt“ beinhalte. „Mühlacker braucht keine Elbphilharmonie, sondern eine Enzphilharmonie. Auch die missliche Finanzlage der Stadt kehrte Herr Nawratil nicht unter den Teppich. Und dass der Gemeinderat reiselustig sei und sich schon diverse Stadthallen anderenorts angesehen habe, um erst mal eine Idee zu bekommen, was man denn nun bauen wolle und könne, habe er gehört. „Wir haben in Wien viele Hallen. Kommen Sie zu uns in die Donaustadt, wir können sicher Passendes bieten“, schlug er mit breitem Wiener Schmäh vor.

Verfasst hatte diesen Sketch Hermann Fasching, der auch überzeugend den Nawratil spielte. Nicht immer war allen im Publikum zum Lachen zumute, manche blickten, auch bei gelungenen Pointen, etwas säuerlich drein. Da muss Herr Nawratil wohl voll ins Schwarze getroffen haben.

Doch anschließend ließ sich Dirigent Bartmann nicht mehr aufhalten, griff erneut zum Taktstock und bot mit „Gonna Fly Now“ (Theme from Rocky) einen weiteren Höhepunkt. „Sie werden Markus Seibold an der Trompete und seinen Bruder Stefan am Schlagzeug so erleben, wie nie zuvor“ hatte Teply die Solisten angekündigt. Mit einfühlsamer Begleitung des Orchesters „servierten“ sie dann auch eine absolute Glanzleistung.

Der Störenfried, alias Hermann Fasching, tauchte nochmals auf der Bühne auf, diesmal als Ansager anstelle von Teply, der mal eine Pause brauche. „Ich habe gehört, dass dieser Teply schon seit 35 Jahren immer perfekte Ansagen macht, seit seinem 17. Lebensjahr dem Verein angehört und seit zehn Jahren noch die Pressearbeit für den Verein erledige. Das alles zusammen ist doch einen Beifall wert, oder? Übrigens, das nächste Stück ,Tullamore‘ spielt in einer irischen Stadt gleichen Namens und hat etwas mit Mühlacker gemeinsam: Beide haben einen Sender, der nicht mehr gebraucht wird. Beide stehen noch – aber wie lange noch?“

Nicht nur erstklassige Instrumentalisten kann der Musikverein aufbieten, auch zwei Sänger. Markus Rößle und Stefan Franz erfreuten mit dem bekannten Song „Die Rose“. Seine sinfonischen Qualitäten bewiesen die Musiker mit ihrer Interpretation von Gershwins „An American in Paris“ und als letzten Vortrag einen Querschnitt aus dem Musicalfilm „The Wizard of Oz“. Dass sie nicht klanglos die Bühne würden verlassen dürfen, hatte der Dirigent geahnt. Als Zugabe erklang der Radetzky-Marsch, und als der Beifall gar nicht enden wollte, folgte mit der „Perger Polka“ noch ein wahrer, aber nun endgültig letzter Höhepunkt. Mitarbeiter der Volkshochschule luden anschließend noch mit Getränken und Neujahrsringle zum Ständerling ein.

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